Knackpunkt 26er oder 30iger

 
 

 

Jetzt wollen wir einmal den Unterschied  zwischen 26er und 30iger bei den Kurzschnauzern erläutern .

Ich gehe nur auf die äußerlichen  Unterschiede ein.

 

Zuerst muß gesagt werden, daß es bereits unter den 26ern sehr viele Unterschiede in der eigenen Serie gibt.

Es gab die Vorserie, deren Fahrgestellnummern von 1000 absteigend zählten. Dieses waren die Prototypen, von denen noch einige anzutreffen sind.

Eine eigene Serie waren die Fahrgestellnummern von 1000 bis 3000. Eine weitere die Nummern von 3001 bis 9500 sowie 9501 bis 12000.

Ab der Fahrgestellnummer 12001 hatte der Kurzschnauzer dann 30 PS.

 

Aber wie kam es zum eigentlichen Aussehen des Kurzschnauzers ? Ich zitiere aus dem Tagebuch eines Arbeiters, aus dem sich Rückschlüsse ziehen lassen. Wie begann eigentlich die Konstruktion ?

 

Es ist allseits bekannt, daß Steyr im Jahre 1928 den ersten Traktor baute. Nur in kleinen Stückzahlen produziert, kam er über die Vorserie nicht hinaus.

Dass man diesen Traktor baute ist eigentlich dem Umstand zu verdanken, dass der Fordson – Traktor bei gewissen Betrieben schon benutzt wurde. Man besorgte sich damals einen Fordson. Ein rein amerikanischer Traktor. Er wurde in Nordamerika in großer Stückzahl gebaut und man nannte ihn den „Sohn des Detroiter Automobilkönigs Henry Ford“.  Die Vorzüge waren Blockbauweise, leistungsfähiger 20 PS 4 Zyl. Vergasermotor 3 Gang Getriebe,  geringes Gewicht, Spitzengeschwindigkeit von 14 Km/h und der Preis der etwa einem Drittel eines deutschen Herstellers. Als erstes wurden diese nach Großbritannien geliefert. Anfang der 20iger Jahre genehmigte die Reichsregierung nur 8 Stück die nach Deutschland importiert werden konnten. Durch die Ruhrbesetzung öffnete sich dann eine Tür und so kamen ca. 200 Stck. nach Deutschland. Ende 1924 kamen noch mal 500 Stück hinzu. Diese Traktoren durften auch keine Namensschilder tragen. 1925 öffnete sich dann der Import endgültig. Firma Amobo AG Sitz in Berlin und Generalimporteur, teile damals mit, dass man mehr verkaufen konnte als man importierte. Somit  kamen sie auch zu uns nach Österreich. Also besorgte man sich in Steyr solch einen und studierte ihn genau. Wenn man die Bilder dieser 2 Traktoren vergleicht, ist der Steyr – Universaltraktor von 1928 nur eine Kopie vom Fordson. Die Kraft wurde übertragen durch Vollgummibereifung  und nur gelegentlich durch Eisenbereifung ersetzt. Das Herz war ein niedertouriger 4 Zylinder 80 PS starker Benzinmotor. Dieser war jedoch zu teuer und ging nie in Serie.

 Bereits zwischen den Kriegen hatte man an "selbstfahrenden Arbeitsmaschinen“ experimentiert.  Diese Pläne mussten wegen des Kriegsbeginns ausgesetzt werden.

In den letzten Kriegsjahren wollte man Holzgastraktoren bauen, es wurde aber auch nichts daraus, denn es war der Krieg dann zu Ende. Schon in ersten Monaten nach dem Kriegsende fiel die Entscheidung, sich mehr auf den Nutzfahrzeugbau statt auf die traditionsreiche  Autoproduktion zu konzentrieren. 

 Anfang 1945 plante man schon mit einer Serienproduktion eines Steyr Traktors.

Das große Glück das man in Steyr hatte, war dass es in der amerikanischen Besatzungszone lag. Die Amerikaner waren bestrebt, den Wiederaufbau zu fördern.  In der sowjetisch besetzten Zone war das Gegenteil der Fall. Die Grenze der 2 Zonen war die Steyr und die Enns ( Fluss ) . Den genaueren Geschichtsverlauf  kann man überall nachlesen, da will ich nicht näher eingehen .

Man hatte das große Glück, dass man schon im LKW-Bau Erfahrungen hatte.

Es war nur ein kleiner Teil von Arbeitern die sich daran machten.
Erst 1947 war die Arbeitsbereitschaft wieder im vollen Gange. Man wollte ein Baukastensystem entwerfen zwischen Lkw und Traktoren. So kam es, dass man Ende 1945 an einen Lanz Bulldog kam und diesen wiederum genau studierte.

 

Tagebuch

 

Mittwoch 17 Oktober 1945 

Endlich ist der Traktor angekommen.  Man hat schon  2 Monate auf ihn gewartet.  Es ist ein Lanz mit 35 PS - ein Ungetüm.
Der Startvorgang dauert sehr lange und ist kompliziert. In der Mittagspause sind sehr viele  am Hof zusammengekommen, um diesen Traktor zu bewundern.

Um ca. 2 Uhr ist er dann in die unterste Garage hineingezogen worden wo er vermutlich auseinander genommen wird.

 

Dieser Traktor wurde zerlegt  und die Struktur des Gusses wurde übernommen.

Differential, Achstrichter, ein Teil  der Zapfwelle rechtsseitig, Ackerschiene und  Fahrerbereich  ein geschlossener Raum.   

 

Dienstag 6 November 1945

Heute ist wiederum ein Traktor angeliefert worden. Wie man so hörte,  war dieser auch schon überfällig  und er wurde sofort in die Garagen gezogen. Er sieht sehr mitgenommen aus ob er noch Fahrbereit ist, ist hier anzuzweifeln.  Man hört überhaupt nichts um diesen Traktor lediglich es sei ein Primus.

 

Montag 19 November 1945 

Ich  habe heute in der Mittagspause einiges über den zweiten Traktor erfahren. Es handle sich hier um einen Primus  P22 mit einem 2 Zylinder Deutz Motor. Es war kein neuer sondern wurde  von einem größeren Gutshof in der nähe von Passau  erworben. Er müsste  Baujahr um die 1939 sein und wurde durch einen Lanz ersetzt.

 

Ich habe mir den Primus genauer unter die Lupe genommen nach diesem Bericht ist es ein  Primus P22 mit einem Deutz Motor F2M414 wassergekühlt 2 Zylinder 2198 ccm 22 PS und einem Prometheus Getriebe.

Man kann sehr viele Parallelen ziehen an der Bauweise, wenn man sich den Traktor ansieht. Ganz besonders der Motor.

 

Donnerstag 1 August 1946

Betriebsintern können wir den selbst gebauten Traktor heute bestaunen.  Wir wurden angewiesen,  keinerlei Fotos zu machen und dürfen auch nichts in die Öffentlichkeit  raus bringen. Mittags bekamen wir alle ein Essen und durften eine Stunde länger Mittag machen.

 

Es war gelungen, aus den verschiedenen Komponenten ein Wunderwerk zu schaffen, welches heute Kult ist. Es musste noch an allen Ecken und Enden gefeilt werden,  aber darauf gehe ich noch  unter Vorserie und 26iger näher ein.

 

Es folgen die äußerlichen Unterschiede  zwischen 26er und 30iger  des Typ 180.